BR-Interview zu neuen Umgangsformen nach Corona

Wie sich das Verhalten der Menschen nach knapp drei Jahren Corona in unserer Gesellschaft verändert hat

Hier lesen Sie den Artikel zum BR-Interview von Redakteur Matthias Lauer vom Bayerischen Rundfunk:

Drei Jahre lang hat Deutschland gegen Corona gekämpft, seitdem hat sich das Verhalten der Menschen verändert: Sie nehmen mehr Rücksicht aufeinander, meint die Expertin für Etikette, Susanne Erdmann aus Augsburg. Das beginne schon beim Abstandhalten.

Die Corona-Pandemie hat die Gesellschaft in große Unruhe und Angst versetzt. Nun ist es schon drei Jahre her, seit der erste Fall einer Corona-Erkrankung in Deutschland aufgetreten ist. Seitdem hat sich das Leben in Deutschland verändert – und damit die Umgangsformen.

Distanz-Zonen und dem Gegenüber Raum lassen

Die Augsburgerin Susanne Erdmann, Expertin für Etikette und Mitglied im Vorstand der Deutschen-Knigge-Gesellschaft, hat im BR-Studio Schwaben erklärt, dass mit der Pandemie die Sensibilität vieler Menschen gestiegen sei. Ihren Beobachtungen zufolge gingen sie nun achtsamer miteinander um. Das zeige sich beispielsweise an der Supermarktkasse oder beim Einsteigen in Bus und Bahn, wo nun mehr Abstand zu anderen Kundinnen und Kunden eingehalten werde. „Der Radius, den man einfach braucht, um sich wohler zu fühlen, ist größer geworden und wird jetzt eher respektiert,“ so die Benimm-Expertin. So seien wieder – wenn möglich – auch nach den alten Knigge-Ratschlägen, eineinhalb oder zwei Meter Abstand einzuhalten, insbesondere im öffentlichen Bereich.

Hand geben – kein Muss, aber möglich

Dass sich Menschen zur Begrüßung die Hand geben, das sei der Etikette-Expertin zufolge nun wieder erlaubt. Wer dennoch Angst vor Ansteckung habe und die Hand seines gegenüber nicht drücken wolle, der begehe keinen Affront mehr, der beleidige den anderen nicht, so wie das vor der Pandemie oft gesehen worden sei. Darüber hinaus gebe es Menschen, die ungern berührt werden möchten. Die auch keine Umarmung haben wollten. Das werde nun eher respektiert.

„Schau mir in die Augen…“: Blick sagt mehr als tausend Worte

Seit der Pandemie, seit dem Tragen von Masken, wird in Deutschland mehr Wert auf direkten, freundlichen Blickkontakt gelegt. „Die Augen sind ein sehr wichtiges Kommunikations-Instrument, mit Blicken können wir sprechen, das haben wir lange Zeit vergessen,“ so Erdmann. Jemanden zur Begrüßung anzuschauen, sei damit noch wichtiger geworden als vor Corona, sagt die Augsburger Expertin für Etikette.

Neue Knigge-Regeln können Leben retten

Was sich außerdem verändert hat: die Menschen waschen sich wieder regelmäßiger und gründlicher die Hände und Niesen in die Armbeuge. Alles andere gilt seit Ausbruch der Pandemie als rücksichtslos, denn – auch Medizinern zufolge – kann die richtige Nies- und Händewasch-Etikette im Zweifel Leben retten – wenn nämlich Ansteckungen mit schwerwiegenden Krankheiten verhindert wird.

Zur Person: Die Augsburgerin Susanne Erdmann ist zertifizierte Etikette-Trainerin und Vorstandsmitglied der Deutschen Knigge Gesellschaft.

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